BUGA Erfurt 2021: 200 Gärtner aller Fachsparten informierten sich vor Ort
Einer guten Tradition folgend, nun schon zum 20. Mal, veranstaltete die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft ihren Ausstellerinformationstag (AIT), der vor jedem BUGA Jahr zu einem der beliebtesten Branchentreffen zählt. Am 5. September war es in Erfurt soweit: Unter großer Beteiligung der Repräsentanten aller gärtnerischen Berufe, gesichert durch umfängliche Corona- Maßnahmen, konnten sich über 200 Gäste ein Bild von den künftigen Ausstellungsflächen machen.
Auftakt in der Messe Erfurt, 10.00 Uhr. Zum AIT trafen Gärtner aus ganz Deutschland ein: aus Produktionsbetrieben für Zierpflanzen und Gemüse, Züchter von Jungpflanzen, Baumschuler, Friedhofsgärtner und der Galabau. Sie alle hatten sich für Vorträge über den gärtnerischen Wettbewerb und über die Ausstellungsflächen wie für Geländeführungen angemeldet. Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) konnte auch zahlreiche Vorsitzende und Geschäftsführer der Gartenbauverbände begrüßen. Er stellte in seiner Ansprache noch einmal heraus, dass der Erfolg einer Bundesgartenschau stets von einem starken gärtnerischen Berufsstand abhängt, der die BUGA mit kreativen Ideen und gestalterisch hochwertigen Gartensituationen, mit phantasievollem Wechselflor und klimagerechten Baumschulpräsentationen belebt.
Lutze von Wurmb bekannte als Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. und Vorstand des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG), dass er schon deshalb Erfurt als Ausstellungsort schätze, weil sich Tradition und Moderne hier perfekt ergänzen: wie auch die historischen Ausstellungsareale im 60 Jahre alten egapark und die modernen Neuanalagen auf und am Petersberg. „Mit Ihrer Arbeit an dieser BUGA stehen Sie in der Gartenbau-Tradition dieser Stadt,“ wandte er sich an die Teilnehmer. „Überdies können hier alle hervorragend netzwerken: zum Beispiel mit den vielen Erfurter Saatzuchtbetrieben und Spezialkulturen, mit der Fachhochschule Erfurt, der Forschungsstelle für gartenbauliche Kulturpflanzen oder mit dem Gartenbaumuseum.“
Erfurter bieten 750 Jahre Gartenbaugeschichte
Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein ergänzte, dass schon Luther die Erfurter als „Gärtner des Heiligen Römischen Reiches“ bezeichnet hat. Bausewein stellte Thüringens Landeshauptstadt im historischen Kontext vor und erwähnte, dass sie auf Wachstumskurs sei. Auch touristisch erfreut sich die Stadt dank der Denkmalpflege ihrer Attraktionen einer hohen Anziehungskraft. Sie empfängt im Durchschnitt 12 Mio. Gäste im Jahr. Das wird sich sicher auch auf die BUGA positiv auswirken. Hartmut Weimann, Vizepräsident des Zentralverband Gartenbau e. V. meinte: „Die BUGA ist eine Marke geworden, eine Synthese aus Wohnen und Leben. Sie besetzt eine markante Schlüsselfunktion als Türöffner für ganzheitliche Veränderungen in der Stadt“. Grüner soll sie werden und damit Lebensqualität der Bürger erhöhen. Aber auch Wissen vermitteln. Umso mehr freue er sich, dass das Gartenbaumuseum im egapark, das der Zentralverband Gartenbau unterstützt, und in dessen Kuratorium der Verband engagiert ist, nun eine Renovierung erfahren kann. Er freue sich schon auf die Besonderheiten dieser Schau, z. B. die Nachzüchtung längst verloren geglaubter Rosenzüchtungen aus DDR Zeiten, den insgesamt 273 Rosensorten, darunter 28 Neuheiten. Aber auch auf die seltenen Lilien und russischen Pfingstrosen und die tropischen Gewächse, für die ein aufwendiger Umzug in das faszinierende neue Tropen- und Wüstenhaus Danakil organisiert werden musste.
Vom archäologischen Spielplatz bis zum Urban Dschungel
Birgitt-Lucie Junge, Leitung Planung und Bau auf der BUGA, führte die AIT Teilnehmer anschließend intensiv in die Konzepte der Pflanzplaner ein. Sie startete mit dem „Petersberger Entrée“ auf dem Petersberg, einer Zeitreise durch alle Gartenepochen, durch die der Besucher mit Zitaten zu den jeweiligen Wesensmerkmalen der Gartenhistorie geführt wird. Sie informierte über alle Vorhaben rund um die Defensionskaserne bis zum Rutschenhang, der mit klassischen Erfurter Faser- und Färberpflanzen beim erwachsenen wie beim jugendlichen Publikum punkten wird. Begleitet wurde ihre Rede durch drei Filme, die den aktuellen Stand des Geländes mit der Drohne erfassten und in eingestreuten Renderings die zukünftige Bepflanzung vorstellten. Sie faszinierte die Zuhörer mit vielen Hinweisen auf Besonderheiten: so einem archäologischen Spielplatz oder die geplante Ausstellung über Residenzgärten Thüringens in der Peterskirche. Für den zweiten Geländeteil auf dem egapark stellte sie ausführlich das Danakil vor, in dem Besucher Wüsten und Tropen auf dem Weg des Wassers erkunden können. Zu bestaunen sind u. a. 60 Jahre alte Kakteen oder eine 8 Meter hohe Schefflera und riesige Opuntien. Ergänzend ziehen auch Fische, Schmetterlinge und Nagetiere der entsprechenden Biotope ein.
Nicht weit vom Danakil sind 82 neue Bäume im Klimawald gepflanzt und ein 4000 qm langes Staudenbeet angelegt worden, das sich ebenfalls dem Thema Klima widmen wird. Hier werden Präriestauden, Steppenpflanzen und Anrainer aus mediterranen Gebieten kombiniert. Den „Urban Dschungel“ können Besucher ebenfalls draußen erleben: in Fensterbeeten, die unter anderem mit riesigen Blattstauden und großem Gartenhibiskus faszinieren. Der Liliengarten wird in sieben Sektionen eingeteilt, von denen die Siebte über mannshohe Baumlilien präsentieren wird, und Lilien, die den Namen tragen, aber keine sind. Hier bemüht man sich wirklich um Perfektion!
Wieder präsent: Staudenzüchter Karl Foerster
Der Karl-Foerster Garten – seit den 60er Jahren im Bestand – wird auf all seinen 17 Terrassen restauriert - unterstützt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Rekonstruiert werden der Wasser-, der Stein- und Heidegarten und mehrere Staudengärten. Ein Mitarbeiter Foersters, Dr. Alexander Steffen, legte im egapark Beete zur Iris-Sichtung an, die Gärtner jetzt mit 150 Irissorten nach einem historischen Pflanzkonzept renovieren. Der Irisgarten ist durch Gestaltungselemente der 70-er Jahre DDR Moderne geprägt, die behutsam in die Neugestaltung einbezogen werden. Sechs Terrassen gliedern ihn. Stützmauern aus Waschbeton fangen das Gelände am Hang ab und unterteilen es. Neu ist ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das Niederschlagswasser sammelt und von einem Terrassenteil in den nächsten weitergeben wird.
Beate Walther, Ausstellungsbevollmächtigte und Rüdiger Eckhardt, Abteilungsleiter der DBG - verantwortlich für die technische Schnittstelle zu den gärtnerischen Ausstellungen - vermittelten den Zuhörern weitere Kenntnisse zum Gelände via Power Point und virtuellem Design – so zum Beispiel auch zum Bereich der Friedhofsgärtner, deren 52 Mustergrabstellen alle schon vergeben sind. Beate Walther stellte abschließend die 23 Hallenschauthemen vor, zu denen die gärtnerische Abteilung durch die Jahrhunderte einlädt.
Blumenhallenschauen mit außergewöhnlichen Themen
Die großen Namen wie Christian Reichart und Peter Josef Lennée dürfen nicht fehlen – ebenso wie die klassische Blumenbindekunst, in der sich auch die Geschichte des Gartenbaus wiederfindet. Wir erfahren alles über Pflanzensammler und die Notwendigkeit Pflanzen zu bewahren - und wie der Gärtner heute biodivers dazu beitragen kann. Nicht zuletzt: wie es der Florist künstlerisch mit Schnittblumen in Szene setzt. Und die Trends? Die Nelke erlebt ein Comeback im „Nelkentheater“ – ebenso Topf-, Zimmer,- und Miniaturpflanzen im Themen-spektrum von „malerischen Blumen“ (Kunst und Floristik) und „intelligenten Pflanzen“ (Forschung und Floristik) oder „Bonsai“ (Japanische Miniaturen). Aktuell gern verwendete Trockenblumen werden manches Thema in tuftigen Gestecken ergänzen. Für all dies stehen die historische Blumenhalle 1 und das neue Überwinterungshaus zu Verfügung. In Letzterem werden Besucher die Geschichte des Gärtnerns und der Züchtungen erfahren. In Halle 1 wird man grüne Gestaltungsideen für den Wohnraum, Pflanzenarrangements und Floristik im Wechsel erleben.
Während der anschließenden Gelände-Führungen hatten die Gärtner Gelegenheit, sich über die einzelnen Ausstellungshäuser- und areale auszutauschen. Beim abendlichen Get-together unterm eleganten offenen Zeltdach lieferte das BUGA erfahrene Catering von Matthias Polster den Rahmen für einen stimmungsvollen Ausklang.