BUGA Mannheim 2023:
Im Rausch üppiger Herbstfarben
Auszeichnungen im Bereich „Grabgestaltung und Denkmal
Die Besucher*innen des Ausstellungsbereichs „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der Bundesgartenschau in Mannheim sind begeistert. „Es ist, als habe der Herbst ein wahres Füllhorn an schönen Pflanzen, Farben und Formen auf den Gräbern ausgeschüttet“, berichtet Knut Mergenthaler, der für den Bund deutscher Friedhofs-gärtner dieses besondere Areal auf der Gartenschau pflegt. Vor kurzem haben die ausstellenden Friedhofsgärt-ner*innen den Herbstflor auf den über 60 Grabstellen gepflanzt und damit noch einmal ihr ganzes gärtnerisches und gestalterisches Können präsentiert. Aus der ganzen Bundesrepublik sind sie angereist, um zu zeigen, wie sinnlich und stilvoll Gräber bepflanzt werden können. Und um sich dem Wettbewerb um die beste Grabbepflan-zung zu stellen. Auch verschiedene Friedhofsgärtner*innen aus der Gastgeberstadt Mannheim sind dabei und begeistern mit ihrem hohen fachlichen Können.
Was sich den Blicken der Besucher*innen auf dem üppig gestalteten Areal darbietet, bildet all das ab, was hochwertige Friedhofsgestaltung heute zu leisten vermag, sei es bei den klassischen Einzel-, Doppel- und Urnengräbern oder bei den so genannten „fließenden Formen“. Hinter diesem Begriff verbergen sich größere Areale, auf denen mehrere Urnen bestattet werden können und die als liebevoll gestaltete Parkanlagen im Miniaturformat von Friedhofsgärtner*innen vorbildlich gepflegt werden. „So sind die Angehörigen von der Grabpflege entlastet und erhalten gleichzeitig eine hochwertige Grabbepflanzung für ihre Verstorbenen“, erklärt Mergenthaler. Doch egal ob kleines oder großes Grab – überall summt und brummt es, denn die Bepflanzung mit insektenfreundlichen Pflanzen ist für Friedhofsgärtner*innen heute eine Selbstverständlichkeit. Dass deswegen aber je nach persönlicher Vorliebe nicht auf ein Feuerwerk aus Farben oder auf zurückhaltend-edle Gestaltungen in Grün, Silber und Weiß verzichtet werden muss, wird beim Gang über das Gelände deutlich.
Das Grabzeichen bestimmt die Gestaltung
Jedes Grab ist ein Unikat unterschiedlichster Pflanzen. Die gestalterische Vorgabe liefert jedoch das jeweilige Grabzeichen, das den Friedhofsgärtner*innen vor Beginn ihrer Arbeit in Mannheim zugelost worden ist. Das Grabzeichen eines Doppelgrabs ist beispielsweise wie eine überdimensionale Murmelbahn gestaltet, und so entfaltet sich der Herbstflor zu seinen Füßen wie der Lauf, den eine Kugel auf ihrem Weg nehmen kann - Alpenveilchen, Heidekraut, Gräser und Silberblatt im Wechselspiel mit getrockneten Mohnkapseln und Baumpilzen umgeben das Grabzeichen mit einem Farbverlauf von Weiß über Gelborange bis zu leuchtendem Pink. Ein anderes Grab präsentiert sich wie ein üppiger Bauerngarten, in dem nun saisonal purpurne und orangefarbene Sonnenhüte mit farbenfrohen Chrysanthemen um die Wette leuchten. Zierkürbisse setzen in diesem von einem niedrigen Zaun aus Naturholz umgebenen Grab jahreszeitlich passende Akzente.
Ein Rausch an Farben und Blattstrukturen
Auf vielen Gräbern tupft das bunte Laub von Purpurglöckchen seine Farbakzente von Limonengelb, frischem Grün, edlem Grau bis hin zu dunklem Weinrot auf die Gräber. Zierpaprika in allen Farben des Sonnenuntergangs mischen sich keck dazwischen. Das Heidekraut, das man früher fast nur in blassem Rosa und Weiß kannte, ist heute auch in allen Grünschattierungen zu haben – es gibt mittlerweile sogar in die Höhe wachsende Formen, die wie Bäumchen im Miniaturformat aussehen. Apropos Bäume: Jede Menge unterschiedlichster Gehölze finden auf den Grabstellen Verwendung. Knorrige Olivenbäume, Zierahorne im schönsten Herbstlaub, Weinstöcke mit üppigem Traubenbehang sind darunter, aber auch im asiatischen Stil beschnittene Eiben oder Mini-Obstbäume mit ihren kleinen Früchten. Der verschwenderisch gepflanzte Herbstflor wird umspielt von üppigen Teppichen aus Bodendecken in edlen Silbertönen, dunklem Tannengrün, aus moosgrünen Polstern oder duftendem Thymian. Die Besucher*innen der BUGA können jede Menge an Anregungen mit nach Hause nehmen und nutzen intensiv die Möglichkeit, sich von den Friedhofsgärtner*innen beraten zu lassen, die das Areal betreuen.
Herausforderung Klimawandel
Eine Herausforderung für die Friedhofsgärtner*innen auf der BUGA bildeten die extremen Wetterlagen während der vergangenen sechs Monate. Nach einer sehr kalten Phase mit Nachtfrost zur Erstbepflanzung im Frühjahr wurde es schnell extrem heiß mit wochenlang anhaltenden Temperaturen um die 30° Grad. Im Sommer regnete es dann über einen längeren Zeitraum so intensiv, dass manche Pflanzen mit dem viel zu üppigen Nass nach vorausgegangener Hitze schwer zu kämpfen hatten. Den Herbstflor pflanzten die Friedhofsgärtner*innen dann wieder bei sengender Sonne. „Durch diese extremen Schwankungen ist das Thema Klimawandel hier bei allen sehr gut angekommen. Und darauf müssen sich die Friedhofsgärtner noch mehr als bisher bei ihren Pflanzungen einstellen und das tun sie auch“, beobachtet Knut Mergenthaler. Und so können die Besucher*innnen des Ausstellungsbereichs „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der Bundesgartenschau in Mannheim jede Menge Anregungen mit nach Hause nehmen, welche Pflanzen sich auf Gräbern auch in Zeichen des Klimawandels gut bewähren – und dabei auch optisch eine gute Figur machen. Die Preisrichter-Jury vergab für die herbstliche Grabgestaltung der Friedhofsgärtner insgesamt 35 Goldmedaillen, 21 Silbermedaillen, 4 Bronzemedaillen, 10 Ehrenpreise sowie 5 Große Goldmedaillen der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft.
Die Preise
Große Goldmedaillen der DBG
Ausstellergemeinschaft Gärtnerei Vößing (Heiligenhaus) und Schemberg-Garten (Werdohl): beste Gestaltung einer Urnengrabstelle.
Blumenpavillon Neis (Trier): beste Gestaltung einer Einzelwahlgrabstelle.
Otto Blumen (Mannheim): beste Gestaltung einer zweistelligen Wahlgrabstelle
Bernd Stelzer Gartenbaubetrieb und Friedhofsgärtnerei (Mannheim): beste Gestaltung einer zweistelligen Wahlgrabstelle (punktgleich mit Otto Blumen, daher doppelt vergeben)
Ausstellergemeinschaft Gärtner NRW (Blumen Krisam aus Solingen, Gartenbau Schlimgen aus Köln, Friedhofsgärtnerei und Blumenhaus Seppelfricke aus Gelsenkirchen): beste Gestaltung eines Wahlgrabs in fließender Form
Ehrenpreise
Gärtnerei Thomas Schlimgen aus Köln: Ehrenpreis der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Niedersachsen/Sachsen-Anhalt für das bienenfreundlichste Herbstbeet.
Bernd Stelzer Gartenbaubetrieb und Friedhofsgärtnerei aus Mannheim: Ehrenpreis des Gartenbauverbands Baden-Württemberg Hessen für den besten Erstaussteller.
Blumen Burmester aus Burg: Ehrenpreis der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner für eine exakte handwerkliche Verarbeitung.
Kurpan Zimmer aus Köln: Ehrenpreis des Landesverbands Gartenbau Nordrhein-Westfalen für eine harmonische Gestaltung einer Einzelgrabstelle mit dem Wechselbeet in Form und Farbe.
Friedhofsgärtnerei Hoffmann aus Mannheim: Ehrenpreis der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen für die hervorragende Abstimmung der gesamten Bepflanzung auf das Grabzeichen.
Meisterklasse Friedhofsgärtnerei Bildungszentrum Gartenbau Essen/Fachschule für Gartenbau: Ehrenpreis der Friedhof Treuhand Berlin Dauergrabpflegegesellschaft für die Gestaltung einer zweistelligen Wahlgrabstelle durch junge Friedhofsgärtnermeister.
Friedhofsgärtnerei Steger aus Würzburg: Der Ehrenpreis der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für eine harmonische Gestaltung des Wechselbeetes in Verbindung zum Grabmal.
Ausstellergemeinschaft von Blumen Lenfers (Senden) und der Friedhofsgärtnerei Große Jäger (Telgte): Ehrenpreis der Württembergischen Friedhofsgärtner für die beste Zusammenstellung klimaresilienter Pflanzen.
Ausstellergemeinschaft Busch/Christoffel/Koch/Schmitt (Kaiserslautern): Ehrenpreis der Rheinischen Treuhandstelle für Dauergrabpflege für eine harmonische Gestaltung des Wechselbeetes in Form und Farbe.
Otto Blumen aus Mannheim: Ehrenpreis des Gartenbauverbands Mitteldeutschland für die Verwendung einer ungewöhnlichen Rahmenbepflanzung.