Im Schatten der Mezquita - Gartenkunst der Welt zu Gast in Córdoba
Zu einer Reise durch Andalusien gehört unbedingt auch ein Halt in der Stadt Córdoba – insbesondere für Gartenfreunde. Im April treten die Bürger der Stadt in einen floralen Wettstreit um den am schönsten bepflanzten Patiogarten. Patios sind die Innenhöfe inmitten mehrerer Häuser, die sich meist mehrere Familien teilen und in denen sich das soziale Leben der Bewohner abspielt. Viele dieser Innenhöfe sind rund ums Jahr üppig bepflanzt und werden liebevoll gepflegt, insbesondere wenn beim „Festival de los Patios de Córdoba“ der schönste Patio Córdobas prämiert wird. Wochenlang wird gepflanzt, gezupft und geschrubbt, damit sich am „Tag X“ der in ein Blumenmeer getauchte Patio von seiner schönsten Seite zeigt. Aber auch die anderen Gärten der Stadt wie der „Orangenhof“ der alten Moschee (Mezquita) oder die Gärten des Alkazars der christlichen Könige sind unbedingt einen Besuch wert.
Seit einigen Jahren jedoch gibt es einen weiteren Gartenwettbewerb, der Córdoba in jedem Oktober für vier Tage zu einem spannenden Gartenreiseziel macht. Beim „Festival Flora“ werden fünf bildende Künstler aus der ganzen Welt eingeladen, in einem kreativen Wettstreit miteinander fünf Patios öffentlicher Gebäude floral zu gestalten. Jedes Jahr steht das Festival unter einem anderen Thema, das mit Hilfe von Pflanzen in wenigen Tagen kreativ umgesetzt werden muss.
War das Festival Flora anfangs noch recht unbekannt, gilt es unter Floralkünstlern mittlerweile als Ehre, zur Teilnahme eingeladen zu werden. Wie kreativ und äußerst unterschiedlich die Künstler – in diesem Jahr kamen sie aus Russland, Litauen, Korea, England und Spanien - die traditionelle Patio-Kultur Córdobas mit der zeitgenössischen Kunst der Blumeninstallationen verbinden, ist unglaublich beeindruckend. In diesem Jahr lautete das Thema „Pflanzenintelligenz“. So wird in einem Patio die Vielfalt der Kulturen, die Andalusien so stark geprägt hat, in einer Blumenskulptur aus weißen Nelken und Chrysanthemen umgesetzt, die sich wie ein organisches Gebilde aus einem Wasserbecken erhebt und sich im Lauf der Installation langsam hin ins Schwarz verfärbt. In einem anderen Patio wandelt man rund um eine mit graugrünen Tillandsien bestückte Gewölbestruktur, die den Lauf einer Sonnenuhr an einer Wand des Patios filigran in Szene setzt. Im Orangenhof mit seinen feingliedrigen Orangenbäumen und gitterartigen Wasserläufen zieht eine überdimensionale, aus Blumen und Kupferfolie gestaltete Baumscheibe die Blicke auf sich. Zwei junge Russen haben in einem anderen Innenhof die einzelnen Bestandteile einer Pflanzenzelle bunt und überdimensional in ein Blumengewand gekleidet. Es ist berührend zu sehen, wie feinsinnig die Künstler das Besondere des jeweiligen Patios ganz individuell umgesetzt haben und ihr gestalterisches Konzept auch gerne den Besuchern erklären, die sich an diesen vier Tagen im Oktober in den Innenhöfen drängen, um nur ja nichts vom Festival zu verpassen. Jahrhundertealte Kultur und moderne Blumenkunst begegnen sich hier auf eine ganz besondere Weise und lassen den Zauber von El Andaluz zeitgemäß, aber dennoch sehr sinnlich lebendig werden.
Autorin: Antje Peters-Reimann
Fotos: Flora Festival Cordoba