Ein Gartenjuwel in der Dordorgne: Eyrignac und seine Gärten

Ein gemäßigtes Klima, ein großzügiger Landsitz, in dem sieben Quellen entspringen, eine reiche Fauna und Flora, der Blick auf die Hügel des Périgord Noir – all das macht das Anwesen Eyrignac zu einem grünen Paradies. Es ist geprägt von seiner 500jährigen Familiengeschichte, die bis heute von 22 Generationen bestimmt wurde. Eingebettet in dieses 200 Hektar große Anwesen aus dem 17. Jahrhundert sind die Gärten, ein Pflanzentheater, in dem das ganze Jahr über ein Naturschauspiel stattfindet.

Der weitläufige Garten um das von Antoine de Costes de la Calprenède 1653 erbaute Herrenhaus wurde ursprünglich von einem in Paris lebenden Nachfahren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dem Geschmack der Zeit entsprechend angelegt. Im 19. Jahrhundert mehrfach umgestaltet, weg vom formalen französischen Garten, ist das heutige, alten Handschriften und Darstellungen nachempfundene Aussehen dem Vater des jetzigen Besitzers, Gilles Sermadiras de Pouzols de Lile, zu verdanken. Die sich auf einem Hügel über 4 ha ausbreitende Gartenanlage wird ständig von mehreren Gärtnern betreut.

Das Bestreben bei der Neugestaltung 1965 war es, Aspekte des geometrischen Gartens in die pittoreske Gartenanlage zu reintegrieren. Sie besteht aus immergrünen Pflanzen und ist abwechslungsreich gestaltet: Von beschnittenen Eiben gesäumte Fluchten  nimmt man Kiefernsäume, Arabesken, Zypressenhaine und Buchsbäume wahr. Der Formschnitt (Topiary) der Pflanzen und die zur Zier eingefügten Pavillons, Urnen, Wasserbecken und Springbrunnen sind wesentliche Elemente der Gartenkunst, die sich im 18. Jahrhundert in Frankreich herausgebildet hatte.

Ein Freilichtmuseum der Topiary-Kunst

Der Topiari-Schnitt ist eine Kunst, die dem Gärtner gelingt, der mit Schere und Geduld bewaffnet der Pflanze Form verleiht. In Eyrignac haben Topiarys einen Ort des grenzenlosen Spiels gefunden: Kugeln, Pyramiden, Kegel, geradlinige Hecken, Grünkammern, Buchsbaumstickereien, Tiere und viele andere Motive markieren den Parcours und erfreuen das Auge und die Vorstellungskraft.

Antike Gartenkunst

Der Formschnitt ist eine seit der Antike bekannte Praxis, die in allen Gartenstilen angewandt wurde, sei es im mittelalterlichen, italienischen, französischen, englischen oder zeitgenössischen Garten. „Topiarius“, so bezeichnete Plinius der Jüngere den Gärtner, der für die Verzierung des Ziergartens zuständig war, und ‚ars topiaria‘ oder Topiary-Kunst ist die Kunst, geeigneten Pflanzen eine geometrische Form oder eine freie dreidimensionale Form zu geben. Je nach Pflanze werden unterschiedliche Techniken angewandt: Sträucher wie Eiben, Buchsbaum und Zypressen oder Bäume wie Ulmen und Hainbuchen werden mit Hilfe von Scheren, Schnüren, Bleien und Schablonen geschnitten.

Eyrignac und seine Gärten zählen über 300 Topiarys

Mit nicht weniger als 300 Topiarys ist in Eyrignac der Formschnitt zu Ehren gekommen. Das Repertoire an Motiven macht es dank der Kombination der geometrischen Grundformen Kugel, Würfel, Kegel, Pyramide und Spirale, möglich, Dekorelemente jeder Größe, ja sogar regelrechte Grünarchitekturen zu schaffen. Das ganze Jahr über, denn die Topiary von Eyrignac sind sogenannte sempervirens (immergrün), und während des Spaziergangs kann man das Können der Gärtner beim regelmäßigen Beschneiden der Hecken beobachten, in den Alleen zur Pagode, im Garten der Pflanzenskulpturen, in der Stickerei des Parterres des französischen Gartens, in der Pflanzenwand des Viviers und in den sternförmigen grünen Schatullen, die die Brunnen des Rosengartens aufnehmen. In den Blumenwiesen wiederum haben die Gärtner ihrer Fantasie freien Lauf gelassen, um die Illusion eines charmanten, ganz aus Pflanzen bestehenden Hühnerhofs zu schaffen.

Ein Familienerbe, das mit Leidenschaft gepflegt wird

Alles in den Gärten des Manoir d'Eyrignac erinnert an die Tradition des französischen Gartens, der auf einem subtilen Gleichgewicht zwischen Strenge, Harmonie und Spektakel beruht. Der Formschnitt, wie er in Eyrignac praktiziert wird, ist die perfekte Synthese dieser drei Prinzipien. Seit 1987 sind die Gärten für die Öffentlichkeit zugänglich und wurden 2004 als „bemerkenswerte Gärten“ (Jardin Remarkable) ausgezeichnet. Zu sehen ist allerdings noch viel mehr: Zum Beispiel der weiße Rosengarten mit seinem  spektakulären Blick in die Landschaft, und die reinen Blumengärten – ein Leuchtfeuer bieten die Dahlienanpflanzungen – oder die Gemüsegärten und das „Parterre a la francaise“. Diese Gärten vereinen das klassische und strukturierte Gleichgewicht der französischen Gärten mit der Linienführung und der Fantasie der italienischen Renaissance.

Ein Team von 6 Gärtnern kümmert sich um alles

Ein Garten wie Eyrignac erfordert tägliche Pflege und ständige Aufmerksamkeit: Pflanzenschnitt mit der Schere, Rasenpflege, Endarbeiten ... Das ganze Jahr über mähen, harken, schneiden die Rasenkanten, trimmen, vertikutieren ... damit dieser Garten an jedem Tag des Jahres seinen Glanz behält! Hier kommt ein Eindruck von den Arbeiten im saisonalen Lauf des Gartenjahres.

Im Frühling: Zeit für den ersten Schnitt!

Die Gärtner beginnen wieder mit dem wöchentlichen Rasenmähen und ziehen mit Spaten und Schnur die Beeteinfassungen, die bis zum Herbst einmal im Monat nachgezogen werden müssen. Das integrierte Bewässerungssystem muss wieder in Stand gesetzt werden. Außerdem müssen sie alle Beete manuell von Unkraut befreien und die Sommerblumen (ca. 3000) pflanzen. Es ist auch Zeit für den ersten Schnitt im Garten: Hainbuchen und Efeu sind die ersten, die unter die fachkundige Schere unserer Gärtner kommen!

Sommerarbeiten in den Gärten von Eyrignac

Im Sommer liegt die ganze Aufmerksamkeit auf den Feinarbeiten! Der Schnitt geht weiter: Eiben und Buchsbäume werden im ersten Durchgang beschnitten, während Hainbuchen und Efeu noch einmal nachgeschnitten werden. Die Gärtner folgen den Rasenkanten einmal im Monat mit der Rasenkantenschere und entfernen alle zwei Wochen die verwelkten Blumen mit der Gartenschere. An heißen Tagen muss man dem Rasen große Aufmerksamkeit schenken und die Bewässerung anpassen, während Blumen in Vasen und in Bereichen ohne Sprinkleranlage von Hand bewässert werden müssen.

Herbstarbeiten in Eyrignac: Vertikutieren und Begrünung

Im Herbst regeneriert man den Rasen. Nach dem letzten Mähen müssen die Rasenflächen vertikutiert werden: Das entfernt den Filz, der sich an der Oberfläche bildet, und zieht alle Abfälle in den Boden. Dann folgt die Zeit der Zugabe von organischen Stoffen (Mist, Algen) und Sand zum Auflockern sowie eine Zugabe von Blumenerde, um den Rasen zu düngen. Dann wird regelmäßig Laub gesammelt und später die Frühlingszwiebeln gesteckt, die den Garten im nächsten Frühjahr beleben werden.

Der Winter ist die Zeit der grundlegenden Arbeiten.

Es ist die Zeit des Großreinemachens: Im Garten muss Laub zusammengekehrt und die Beete von Unkraut befreit werden. Auch der  Standort ist zu sichern (Totholz fällen, beschneiden, ...). In den Außenbereichen muss ebenfalls aufgeräumt werden (Laubbläser, Freischneider, Gyrobroyeur (Rotationsschneider)). Die Gärtner stellen aus den im Garten gesammelten Schnitt- und Mähabfällen Blumenerde her und widmen sich der Überholung und Einwinterung aller Geräte. Dies ist auch der ideale Zeitpunkt, um die Haupthecken zu beschneiden. Der Einsatz lohnt sich. Und selbst Parkexperten staunen. Es ist eine sehr besuchenswerte Anlage!

Besucherinformation

Les Jardins du Manoir d’Erignac, 24590 Salignac-Eyvigues, Dordogne-Perigord,

Telefon 0553289971. www.erignac.com.

Die Anlagen sind behindertengerecht, es gibt einen Audioguide in sechs Sprachen.