Warum heute Grün stiften?

Dr. Lutz Spandau, Vorstand Allianz Umweltstiftung

In seiner Einführung zum Thema erläuterte Dr. Spandau, dass die Umweltstiftung der Allianz SE gleichzeitig Geld sammelt und Geld vergibt. Ein Kuratorium aus sechs Beteiligten entscheidet darüber – das Grundstockkapital muss dabei uneingeschränkt erhalten bleiben. Nur so kann sich die  Stiftung tragen. Seit ihrer Gründung hat sie für 70 Mio. Euro Fördergeld Projekte finanziert. Es gab zwischenzeitlich heftige Diskussionen über die Anlageform – so 2011: Das Grundstockkapital sollte zu einem Zinssatz angelegt werden, der über 4% lag und mit entsprechenden Risiken behaftet war. Doch Dr. Spandau zählte auf Nachhaltigkeit. Er verzichtete lieber auf bestimmte Mittel und legte langfristig an.

Eine Umweltstiftung ist kein einfaches Geschäft. Dr. Spandau brachte auf den Punkt, womit eine Umweltstiftung oder überhaupt Engagement für das Grün zu kämpfen hat: „Wir haben einen Wettbewerbsnachteil. Kulturengagement wird bevorzugt. Es ist chic, auf eine Premiere zu gehen, es ist aber nicht chic auf eine Gartenschau zu gehen.“ Das Thema Umwelt steht für Probleme – verkürzt: die Energiewende und den Klimawandel. Begrifflichkeiten wie Biodiversität und Artenreichtum sind sperrig, Grün in Städten, Gartenschauen spielen eine untergeordnete Rolle. Hinzu kommt: Wie weit geht die kommunale Verpflichtung und wofür sollte ich mich in Städten als Stifter engagieren? Zudem: Im Umweltbereich braucht man einen langen Atem. Der Konzern wird an kurzen Erfolgszahlen gemessen. So gibt es ganz unterschiedliche Ausgangsbedingungen für die Förderung, wo die Allianz Umweltstiftung eher einen Nachteil hat.

Im Widerstreit der Umweltschützer

Setzt die Zeit der Krötenwanderung ein, kommt die Stiftung mit den Storchenschützern in erbitterten Streit. Die Störche haben plötzlich Nahrung im Überfluss: Warum sollten sie sich im Frühjahr auf Nahrungssuche begeben, wenn andere ihre Nahrung sammeln? Die Krötenschützer hingegen fordern den Abschuss von  Störchen. Die Widersprüchlichkeit ist groß. Ein anderes Beispiel: Der BUND ist gegen den Bau einer Trasse von Berlin nach München. Wie viele Personen steigen nun vom Flieger auf die Bahn um?

Die Medien sagen heute, was wir morgen zu denken haben. Sie sind dabei wie der Sturm eine ganze Stadt entgrünt hat. Die Elbe bringt das Hochwasser, bringt auch Bäume zu Fall. Der Hochwasserschutz jedoch, der gefordert wird, ist nicht der Verursacherschutz, der lauten müsste: baut nicht in der Aue, das ist eine Retentionsfläche. Die Ursache spielt gar keine Rolle, das ist die Ausgangssituation, die sinnvolles Stiften manchmal schwer macht.

Was unterscheidet die Stiftung von anderen Umweltförderern?

Drei  Kategorien sind wichtig. Kommerzielle Ökosponsoren engagieren sich nur für die ökologischen Aufgabenfelder unter der Bedingung, konkrete Gegenleistungen zu erzielen. Das Prinzip des Aushandelns von Leistungen und Gegenleistungen bei den einzelnen Sponsorships steht im Vordergrund. Die mäzenatischen Ökosponsoren erhalten in der Regel kommunikative Gegenleistungen von den Gesponserten. Sie verstehen sich als Unterstützer (Mäzene) ökologischer Anliegen und handeln in ihrer kommunikativen Wirkung als Sponsoren. Und diejenigen, die altruistisches Umweltengagement pflegen, wie die Allianz Umweltstiftung, unterstützt umweltwirksame Maßnahmen, ohne dass konkrete Gegenleistungen erwartet werden. Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher umweltbezogener Aktivitäten sind die Hauptaufgabe eines altruistischen (selbstlosen) Umweltengagements.

Schwerpunkte der Stiftung

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Umwelt positiv zu verändern. Um hier einer Beliebigkeit vorzubeugen und ein eigenes Profil zu entwickeln, hat die Allianz Umweltstiftung folgende Förderbereiche festgeschrieben:

- Umwelt- und Klimaschutz

- Leben in der Stadt

- Nachhaltige Regionalentwicklung

- Biodiversität

- Umweltkommunikation

Neben diesen Förderbereichen runden die Verleihung des Deutschen Klimapreises der  Allianz Umweltstiftung, die „Benediktbeurer Gespräche“ und die „Aktion Blauer Adler“ die Aktivitäten der Stiftung ab.

Die Förderbereiche einer Stiftung sollte man kennen, je genauer und besser man über den Projektpartner informiert ist, desto eher besteht die Chance der Förderung. Die Allianz Umweltstiftung erhält 800 Förderanfragen pro Jahr und sie fördert nur Projekte in  Deutschland! Wie kann eine Projektpartnerschaft gelingen? Dr. Spandau empfiehlt, Phantasie zu entwickeln, um in einer Stiftung Gehör zu finden. „Wir brauchen eine ganz klare Begründung, mit der jeder Aktionär versteht, weshalb man das Projekt fördern will“. Die Wiedervereinigung des Englischen Gartens war so eine Projektidee. In diesem Fall ist die Stiftung an die grüne Zunft herangetreten. Hier wurde 1972 zum Bau der olympischen Spiele eine Straße mitten durch den Englischen Garten gebaut – aus historischer Sicht in der Zeit der autorgerechten Stadt. Es gab lange vergebliche Bürgerbegehren, den sogenannten "Mittleren Ring" zu untertunneln. Dann hat die Allianz eine Stiftung gegründet: „Mein englischer Garten“ und darüber eine Film gedreht, der aufzeigt, wie eine Untertunnelung den Park „reparieren“ kann. Der Film kam auch bei der Stroer Außenwerbung an und dort fand man das Projekt so großartig, das freie Werbeflächen in der Münchner U-Bahn für den Film zur Verfügung gestellt wurden, die zusätzlich für das Projekt geworben haben. Fazit: Es sollte nach Möglichkeit eine Win-win Situation aufgebaut werden – der Tunnel wäre nie gekommen, wenn die Stiftung  das Projekt nicht initiiert und filmisch raffiniert umgesetzt hätte – ein Beweis dafür, dass man selbstbewusst und stark an Themen herangehen muss, um Natur und Umwelt zu erhalten.