Orientalische Schönheit: lang lebe die Tulpe

Jetzt werden in allen Parks wieder Tulpenzwiebeln gesteckt – ein Grund sich inten-siver mit dieser Pflanzenschönheit zu befassen. Der botanische Name Tulipa geht vermutlich auf das türkische Wort tübent, auf Persisch dulband, zurück. Darunter verstand man eine turbanähnliche Kopfbedeckung, deren spitzzulaufende Käpp-chen an die Blüte der Pflanze erinnern. Über Handelsrouten durch den Orient erreichte die ursprüngliche Steppenpflanze das osmanische Reich.

Aus der wilden Zwiebelblume wurden ab 1520 in der Türkei zahlreiche neue Tulpensorten gezüchtet. Sultan Süleyman der Erste schenkte wichtigen Gästen einzelne Tulpen, so auch an Ogier Ghisleen van Busbeke, dem Wiener Botschafter des Osmanischen Reichs. In Österreich schenkte Van Buskbeke seinem Freund Carolus Clusius einzelne Tulpen. Clusius verwaltete zu dieser Zeit die Gärten der österreichischen Kaiser. In 1593 wurde Clusius Professor an der Universität von Leiden und Leiter des Hortus Botanicus in Leiden. In diesem botanischen Garten wurden in 1593 die ersten Tulpen in den Niederlanden gepflanzt. Die Tulpen waren sehr selten und deswegen auch sehr wertvoll. Jedoch Clusius wollte nicht verkaufen, kein Wissen teilen und nur mit seinem größten Hobby weitermachen. Leider wurde ein Teil seiner Sammlungen darauf gestohlen.

Die Sucht nach der schönsten orientalischen Blüte nahm im 17. Jahrhundert (1634-1637) ihren Lauf. Der Tulpen-wahn, auch Tulpenmanie genannt, brach aus. Es bestand eine enorme Tulpen-Nachfrage und ihr Preis stieg ins Unermessliche. In Hülle und Fülle wurde an der Börse spekuliert und einzelne Tulpenzwiebeln hatten zu einem bestimmten Zeitpunkt den Wert eines Amsterdamer Grachten-Hauses erreicht. Es konnte nicht gut gehen und in 1637 brach der Tulpenwahn genauso schnell zusammen, wie er begonnen hatte, nachdem die Regierung das Handeln mit Tulpenzwiebeln verboten hatte.

Kultivierung in den Niederlanden

Doch die Züchtung der Schönen ging vor allem in den Niederlanden Jahrhunderte weiter. Heute gibt es etwa 4200 verschiedene Tulpen-Sorten. Um in dieser Masse den Überblick zu behalten, wurde bereits 1917 ein System zur Klassifizierung der Tulpen eingeführt. Es wurde im Laufe der Zeit immer wieder aktualisiert und an den Stand der Züchtung angepasst. Neuzüchtungen werden heute nach ihrer Blütezeit, ihrer Abstammung und ihrer Blütenform in eine von 15 Klassen eingeordnet. Wer das vertiefen möchte, kann auf dieser Webssite mehr erfahren: https://www.kiepenkerl.de/herbstbepflanzung/tulpen-lexikon/. Sobald es um die Tulpe geht, geraten eben selbst die sonst so nüchternen Niederländer aus dem Häuschen. Die Tulpe wird besungen, gemalt, prangt auf Weinetiketten, Schlipsen, Kaffeetassen und sogar Unterhosen. Vor allem aber ist Tulipan bis heute ein gutes Geschäft. Als weltweit größter Produzent exportieren die Niederlande jährlich für rund 1,2 Milliarden Euro Blumenzwiebeln in alle Welt. (Stand 2017) Die Hälfte davon sind Tulpen. Wichtigstes Exportland für Blumenzwiebeln aller Art ist dabei Deutschland mit 18 Prozent, gefolgt von den USA mit neun Prozent.

Tulpentipps von Manfred Lucenz und Klaus Bender

Und so erzeugen auch wir von der Bundesgartenschau-Gesellschaft mit Tulpen in BUGA Parks wie zum Beispiel dem Britzer Garten in Berlin (BUGA 1985) zum Frühlingsfest „Tulipan“ immer wieder bezaubernde Gartenbilder oder Sortensichtungen in ästhetischer Gestaltung. Die Tulpen werden dazu maschinell in die Erde gestochen.
Wer Fragen zu Sorten und Blühzeiten hat, kann sie wieder 2023 auf der BUGA Mannheim 2023 im i-Punkt GRÜN erfragen. Manfred Lucenz und Klaus Bender, die Gartenenthusiasten aus Bedburg – Hau haben in ihren über 35 Jahren Gartenerfahrung professionelles Know How in ihrem Privatgarten erworben. Hier geben sie Tipps für das heimische Tulpenerlebnis: Die Sortenauswahl im Herbst sollte gezielt erfolgen und nicht in Spontankäufen, die sonst zu einem bunten Sammelsurium führen könnten. Es gibt frühe, mittelfrühe und späte Sorten. Die Blütezeit der frühen Tulpen beginnt ab Mitte März, die letzten, späten Tulpen erscheinen Mitte Mai. Grundsätzlich unter-scheidet man zwischen den großblumigen Zuchttulpen und den zierlichen Wildtulpen. Die meisten Tulpensorten sind eine einjährige Angelegenheit. Gegen Ende der Blütezeit entwickeln Tulpen viele Brutzwiebeln und die Blühfähigkeit der alten Zwiebeln ist – meistens – erschöpft. Bis die Brutzwiebeln blühfähig sind, vergehen Jahre. Nachhaltig sind dagegen Wildtulpen, wenn ihnen der Standort zusagt. Ein Beispiel ist die Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris), die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet war, jetzt aber an Standorten in Franken (Kitzingen),
im Elsass (Mittelbergheim) und in der Schweiz (Muttenz) zu finden ist.

Töpfe schützen vor Mäusen

Tulpenzwiebeln müssen geschützt werden, wenn Wühlmäuse sich in einem Garten einquartiert haben. Die Tiere gehören zu den Gewinnern der Klimaerwärmung, sie breiten sich zunehmend aus. Ein sicherer Schutz ist die Pflanzung der Zwiebeln in Plastiktöpfen, die anschließend in den Beeten versenkt werden. Die normale Wühlmaus (Microtus agrestis) bewegt sich in horizontal verlaufenden Gängen und steigt nicht von oben in die Töpfe. Das tut allerdings die wesentliche größere Schermaus (Avicola terrestris). Als Abwehrmaßnahme müssen die Töpfe mit Maschendraht (13 Millimeter) abgedeckt werden. Was nach furchtbar viel Arbeit klingt, ist im Gegenteil eine Erleichterung. Die Töpfe bleiben im Boden und werden im Herbst gegen neu bepflanzte ausgetauscht. Wer nur
100 Tulpenzwiebeln in eine Rabatte pflanzen will, muss mühsam einen Platz finden. Der Austausch der Töpfe ist dagegen schnell erfolgt. Besonders attraktiv ist die Pflanzung der Tulpen in Doppellage in Terrakottatöpfen für Balkon oder Terrasse. Zwischen den beiden Lagen sollte eine Erdschicht von fünf bis acht Zentimetern liegen. Es ist für die Tulpen aus der unteren Lage kein Problem, nach oben durchzustoßen. Bei der Pflanzung sollten nur Tulpen einer Blühzeit verwendet werden, denn sonst beeinträchtigen die bereits verblühten die neu aufblühenden. Reizvoll dagegen sind Ton-in-Ton– Kombinationen, die gleichzeitig blühen. Sowohl bei versenkten Plastiktöpfen als auch bei der Pflanzung in Doppellage ist es ganz wichtig, dass keine gedüngte Erde verwendet wird. Bei zu viel Stickstoff in der Erde faulen die Zwiebeln.