BUGA Heilbronn: Friedhofsgärtner pflanzen den Herbst
Heiße Sommertage brachten die Aussteller beim Wettbewerb „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der Bundesgartenschau in Heilbronn (BUGA) richtig ins Schwitzen. Nicht nur das Arbeiten bei Temperaturen von deutlich über 30° bei der Herbstbepflanzung in den letzten Augusttagen sorgte für Schweißausbrüche – die bekamen viele der Teilnehmer bereits beim Einkauf der Pflanzen: Wegen der hohen Temperaturen und des vergleichsweise frühen Termins blühten nur wenige Heidepflanzen. Die sind auch wegen ihrer herbstlichen Farben und der guten Haltbarkeit für viele Friedhofsgärtner ein Muß bei der Herbstbepflanzung. In diesem Jahr war die Auswahl vor allem bei den beliebten Callunen klein, nur die Sorten, die mehr über das unterschiedlich gefärbte Laub auffallen, standen bereits zur Verfügung. So war Kreativität bereits beim Einkauf gefragt.
Friedhofsgärtners Lieblinge bei der Herbstbepflanzung sind und bleiben neben den Heidepflanzen die Alpenveilchen. Sie sorgten am Neckar im Wesentlichen für die Farbe. In Heilbronn sind ausschließlich kleinblumige Sorten zu sehen. Ihre Blüten sind weniger wetterempfindlich als die der großen Varianten, oft ist auch ihr Laub noch schöner und ausdrucksvoller gefärbt. Weil die Heidepflanzen fehlten, wichen viele Aussteller auf Topfrosen aus. Vor allem wenn es um rote und rosa Töne ging, waren die kleinen Rosen für viele Aussteller eine gute Alternative. Da diese Rosen auch niedrigere Temperaturen vertragen, sind sie auch für den Herbst eine gute Alternative. Unter den widrigen Wetterbedingungen kamen auch wieder Chrysanthemen zu Ehren. Auch bei ihnen sind es die kleinblumigen Sorten, die sich in der Herbstbepflanzung gut auf den Gräbern machen. Vor allem bringen sie Farbe ins Spiel, die in diesen Jahr sonst gefehlt hätte.
Anders als noch zur IGA Berlin 2017 gehört Enzian eindeutig zu der Verlierern. Wegen seines intensiven Blautones ist er zwar immer ein Hingucker, doch auch bei den modernen Sorten entfalten die Pflanzen ihre volle Wirkung nur bei gutem Wetter. Sonnenschein ist im Herbst aber nicht immer zu erwarten, und so entschieden sich viele Friedhofsgärtner für Alternativen. Wer Wert auf leuchtende Farben legte, kam mit den verschiedenen Zierpfeffer-Sorten, die seit einigen Jahren auf den Gräbern zu sehen sind, auf seine Kosten.
Typisch für die Herbstbepflanzung ist seit vielen Jahren das Verwenden von verschiedenen Strukturpflanzen. Mittlerweile sind die Gewächse mit dem attraktiven Laub auch im Frühling und Sommer zu sehen, doch im Herbst bleiben sie so unverzichtbar wie schöne Gräser. Früchte, auch die lagen vor Jahren mal im herbstlichen Trend, wurden am Neckar nur noch wenig verwendet – Früchte locken auch ungebetene Gäste wie verschiedene Wildtiere an die Gräber. Wer sie weglässt, baut Ärger vor.
Noch vor zwei Jahren gehörte das Verwenden von Accessoires wie Steinen fast schon zum guten Ton, in diesem Jahr stehen natürliche Materialien im Vordergrund. Eine Reihe von Ausstellern dekorierte die Beete mit schönen Zweigen – das wirkt natürlich und passt sehr gut zum Thema „Herbstbepflanzung“. In der Praxis sind solche Dekorationen ebenfalls zu sehen, kreative Friedhofsgärtner wissen um die große Wirkung und der relativ kleinen Aufwand beim Beschaffen und Einarbeiten dieser Zweige.
Bei den Farben und der Zusammensetzung der Beete gibt es in diesem Herbst keinen klaren Trend – bunte Zusammenstellungen sind oft zusehen, Beete in einer Farbe bilden die Ausnahme. Bunt kann allerdings in diesem Jahr ganz bunt bedeuten – dann sind auch modische Kombinationen wie Orange, Rot und Violett auf einem Beet zu sehen – oder klassische Kombinationen wie Rot, Blau und Gelb. Ein Beet, das gut zur Wirkung kommen soll, wird in der Regel leicht erhöht angelegt. Die Modellierung der Grabstelle hat sich bei vielen Gestaltern durchgesetzt.
Auch wenn die Preisrichter nach der ersten Besichtigung von „einer zweiten Sommerbepflanzung“ sprachen, gelang es den Friedhofsgärtnern doch, mit der in diesem Jahr stark eingeschränkten Pflanzenauswahl für ein herbstliches Ambiente auf den Gräbern zu sorgen. Diese Kreativität honorierten die Preisrichter letztlich mit einem sehr guten Medaillenspiegel – den hat es in den letzten Jahren mit fünf Großen Goldmedaillen der DBG, extrem vielen Goldmedaillen und vergleichsweise wenigen Silber- und Bronzemedaillen so noch nicht gegeben. Auch das spricht für die kreative Arbeit der besten Friedhofsgärtner aus ganz Deutschland, die am Neckar ihr Können erneut unter Beweis stellten.